Mit dem Fahrrad mal eben ein paar Einkäufe erledigen oder zur Schule oder Arbeit radeln - diese deutsche Selbstverständlichkeit ist in Kairo und Alexandria undenkbar. Es ist nicht so, dass es in Ägypten keine Radfahrer gäbe, aber lediglich 5 % aller Ägypter nutzen das Fahrrad als Transportmittel, so die Auskunft der Initiative „Tabdeel“, auf Deutsch „Radeln“. Es fehlt nicht nur an Radwegen, sondern auch an einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit und Akzeptanz. Zahlreiche Radfahrinitiativen versuchen das zu ändern, aber noch beschränkt sich das zumeist gemeinsame Radeln auf den Freitagvormittag, an dem die Straßen in Kairo und Alexandria erfreulich leer sind. In Dahab, im südlichen Sinai hingegen, findet man an jeder Ecke einen Fahrradverleih und sonnengebräunte Fahrradfahrer:innen erregen an der Corniche ebensowenig Aufsehen wie die zahlreichen Hunde, die in der Sonne faulenzen.
Wir radeln einfach drauf los
Den Bawabs in Downtown entgeht nichts, auch nicht am frühen Freitagmorgen, als wir zu einem Radausflug in die Totenstadt aufbrechen. Wir erregen Aufsehen bei den Ägyptern, die sich auf das Gebet und den Tag vorbereiten. Wir radeln einfach drauf los, die grobe Richtung ist uns bekannt. Am Bazar vorbei durch enge verschlungene Gässchen, umsäumt von den wackeligen Häusern der Altstadt. Es duftet nach Holz, nach Sand und nach frischem Brot. Wir fahren über sandige Buckel und durch Löcher und grüßen jeden freundlich, der uns verwundert anstarrt. Gelegentlich halten wir an, um ein bisschen genauer hinzusehen oder um ein Schwätzchen zu halten. Wir lassen den Al-Azhar-Park rechts liegen und kreuzen die Salah-Salem-Straße sicher durch eine Unterführung. Weiter geht es durch die Straßen zwischen ehemals prunkvollen Gräbern bis zu einem Platz, an dem wir neben einer Moschee Rast machen. Wir beobachten die Männer, die in ihrer Feiertags-Galabeya zur Moschee eilen und trinken einen Tee in einem alten Café. Bevor wir den Rückweg antreten, machen wir Stopp bei einem Glasbläser und nehmen noch einige Gläser in bestechendem Blau und Türkis mit nach Hause. Es erinnert alles an eine Landidylle, was sich aber auf dem Rückweg schnell wieder verliert. Wieder fahren wir einfach drauf los und enden in Attaba in einem Gewusel, in dem für Fahrradfahrer kein Platz ist. Nach dem Freitagsgebet herrscht Alltagsbetrieb auf der Straße, die spurübergreifend von hupenden Autos, Lastwagen, Kleinbussen, Eselskarren und Fußgängern bevölkert wird. Jeder schaut, dass er irgendwie vorwärts kommt und erledigen kann, was zu tun ist. Mir ist das unheimlich und ich steige ab, um nicht von einem Spiegel gestreift zu werden oder Schlimmeres. Wir entscheiden uns, uns auch auf dem Rückweg wieder durch Gässchen zu schlängeln. Hier aber ist es diesmal so voll mit Fußgängern, dass der Rückweg einem Slalom um Fußgänger herum gleicht. Nicht jeder kann sich einen Kommentar verkneifen. Während die Frauen meist ungläubig staunen, sind das übliche „Hello“ und „Welcome“ der Männer die harmlosen Kommentare. Wir kommen irgendwie am Ramses-Bahnhof raus und fahren über die Ramses-Straße zurück nach Downtown. Ein Ausflug, den sich kein Ägypter und erst recht keine Ägypterin als Freizeitbeschäftigung am Wochenende vorstellen könnte. Einige, vor allem sogenannte Expats, die es von Zuhause her kennen, trotzen allen Umständen und tun es trotzdem.
Man braucht ein dickes Fell, wenn man als Frau alleine in Kairo radelt
Es ist ein erhabenes Gefühl, mit dem Fahrrad über den denkwürdigen Tahrirplatz und die alten Nilbrücken und durch die blühenden Straßen in Zamalek zu radeln. Ich erinnere mich jedoch an einen Samstagmorgen, an dem nicht ein einziger Mann am Wegrand sich einen Kommentar erspart hätte. Der Ausruf „ya gamda“, was so viel wie „starke Frau“ bedeutet, zeigt Überraschung und Bewunderung. Wer sich auf das Fahrrad wagt, nimmt gerne Kopfhörer mit, um den häufig unangenehmeren Kommentaren zu entgehen.
Dass das nicht neu ist, erzählt Hanna, die bereits vor dreißig Jahren, damals noch hellblond, in Kairo Fahrrad gefahren ist. Auch damals hagelte es Kommentare, doch wenn sie Glück hatte und auf einen freundlichen Verkehrspolizisten traf, hielt dieser für sie den ganzen Verkehr an, damit sie mit ihrem Fahrrad sicher die Straße überqueren konnte.
Fahrrad fahren ist, wie vieles andere auch, traditionell eine Männerdomäne. Berühmt sind diejenigen, die auf alten Stahlrädern eine Palette Brot auf dem Kopf durch die Straßen balancieren. Auch der Robabekya-Mann, ein Lumpensammler, ist nicht immer motorisiert, sondern nutzt ein Dreirad mit Ladefläche. So ein altes Transportrad steht auch vor dem kleinen Kiosk in Downtown und die Jungen werden damit losgeschickt, um Besorgungen zu erledigen.
Lastendreirad zum Transport©tabdeel
Der Bike-Doktor war ein Radsportprofi
Ich kam vor einiger Zeit mit dem "Bike Doctor" Sherif Yihya ins Gespräch. Über Facebook hatte ich von ihm gehört und gelesen und ließ mein leider eingestaubtes Fahrrad von ihm wieder herrichten.
Zwar gibt es hier in Downtown bei mir um die Ecke die sogenannte Fahrradstraße, die "Sharia Roushdy Basha", in der sich ein Fahrradladen neben den anderen reiht. Wenn ich meine Internetgebühr bezahlen gehe, komme ich jedes Mal daran vorbei, und jedes Mal hatte ich schon überlegt, ob ich mir einfach irgendeinen Laden aussuche und hineingehe. Verschiedene Bekannte berichteten über verschiedene Erfahrungen. Leider reichen meine Sprachkenntnisse nicht für fahrradtechnisches Fachvokabular. Ich bin ja schon froh, wenn ich auf Deutsch Bremsen, Gangschaltung, Kette und andere Details fehlerfrei benennen kann. Wie soll ich denn da einem ägyptischen Handwerker erklären, er möge meine Gangschaltung reparieren, mal den Fahrradschlauch überprüfen, der immer so viel Luft verliert, und zudem die Kette entrosten und ölen. Und das auch noch alles, ohne mich über das Ohr hauen zu lassen. Also war es Zeit für den "Bike Doctor". Per WhatsApp nahm ich Kontakt auf und stellte erfreut fest, dass er fließend Englisch spricht. Pünktlich war er zum vereinbarten Termin da und hatte zu meiner Verwunderung Reinigungsmittel, allerlei Werkzeug und eine Fahrradmontierstange dabei, so dass er damit das Fahrrad für die Arbeit im Stehen aufbocken konnte. In unserem kleinen Innenhof war er gut eine Stunde beschäftigt, bis mein Fahrrad wie neu erstrahlte. Alles war erledigt und eventuell bekommt das Fahrrad noch eine Fahrradgarage gegen Wind und Sand. Vorsichtig fragte ich an, ob er kurz Zeit hätte, sich mit mir zu unterhalten. Ich wollte ihn gerne fragen, woher er denn seine Kenntnisse habe und wie sein Geschäft so läuft und wie er die Radfahrsituation in Ägypten einschätzt.
Der Fahrraddoktor bei der Arbeit©Monika Bremer
Sherif erzählte mir, dass er sechsfacher Radrennmeister von Ägypten war. Er fuhr zunächst für das "National Team of Egypt", für das er sich seinerzeit bewerben und etliche Tests bestehen musste. Woher er seine Fachkenntnisse hat, war danach eine hinfällige Frage. Ich war neugierig, und das geplante kurze Gespräch endete als einstündiges gemeinsames Kaffeetrinken. Die Erkenntnis: Professionellen Radsport gibt es derzeit in Ägypten nicht.
Hätten Sie's gewusst?
Die UCI (Union Cycliste International) weist zur Zeit keine Radrennen für Ägypten aus. Grundsätzlich sind für Ägypten die Strecken bei Gruppen-Radrennen zwischen 80 und 120 km lang und damit kürzer als bei internationalen Rennen mit Strecken von 220 km. Bei der Tour-de-France oder dem 6-Tage-Rennen ist Ägypten nicht vertreten. Radrennsport ist auch nicht in den für Ägypten typischen Sportclubs trainierbar, denn es bedeutet erheblich mehr Aufwand als beispielsweise Tennis spielen zu lernen.
Alles drehe sich immer nur um Fußball, erzählt Sherif. Es fehle an Sponsoren und oft auch an Disziplin und Loyalität in den wenigen Radsportteams, die als Amateursport bzw. semiprofessionell durchaus beliebt seien.
Amateurgruppe beim Training©Nitrous
Trainiert wird natürlich nicht in der Stadt, sondern auf den Highways. Besonders frequentiert ist die Sokhna-Road, die vor allem Freitagmorgens voll mit Radfahrern sei. Sherif ist auch zuversichtlich, dass es in den nächsten 5 bis 10 Jahren wieder professionelle Teams in Ägypten geben wird. Derzeit seien es ungefähr 60 Radsportler:innen, die ernsthaft trainieren. Bis zum Jahr 2017, als er seine Karriere als aktiver Radfahrer beendete, hatte Sherif sein eigenes Radsportteam, "The Nitrous Cycling Team", das auf Facebook zwar noch zu finden, aber nicht mehr aktiv sei. Interessiert stöbere ich auf der Seite und finde die Angaben von Sherif tatsächlich bestätigt.
Mitglieder vor Nitrous-Bescletta© Nitrous
Radfahrinitiativen fördern die gesellschaftliche Akzeptanz
Natürlich interessiert mich auch die Situation für normale Radfahrer wie mich. Sherif sieht derzeit einen Höhepunkt des Radfahrens in Ägypten. In den Jahren nach der 2011-Revolution hätten private Gruppen angefangen, sich freitags zum Fahrradfahren zu treffen, vorrangig in Maadi und in Zamalek. Inzwischen könne man freitags irgendwo auf die Straße gehen und sich einer der unzähligen Radfahrgruppe anschließen. Dabei gebe es zum einen sogenannte Sportgruppen mit sportlichen Ambitionen und zum anderen die Charity-Gruppen, die ein konkretes Ziel haben, das sie anfahren und wo sie Lebensmittel, beispielsweise Ramadanboxen, oder andere Geschenke an Arme verteilen.
Cairo cycling geckos verteilen Hilfsgüter©cairo cycling geckos
Bei meinen Recherchen finde ich heraus, dass die Initiativen darüber hinaus unterschiedliche Ziele verfolgen. Einige setzen sich für eine Fahrrad freundliche Infrastruktur mit Fahrradwegen und Fahrradständern ein, andere wünschen sich mehr Anerkennung und Gleichberechtigung in der Gesellschaft und richten sich bewusst gegen das verbreitete Stigma in der Gesellschaft. Alle fordern auch Richtlinien für das Verhalten beim Fahrradfahren im Straßenverkehr.
Die „Cairo Cycling Geckos“ ist eine der sozialen Initiativen. Eine Gruppe von freiwilligen Frauen sucht sich immer ein anderes Ziel aus, um dort Hilfsgüter zu verteilen, nicht nur im Ramadan. Sie beschränken sich nicht nur auf Kairo, sondern fahren auch in andere Regierungsbezirke, um ein breiteres Bewusstsein für das Radfahren zu schaffen. So waren sie unter anderem in Fayoum, Banha, Shareaya, and Tanta.
Auch „Tabdeel“ wurde, wie die „Cairo Cycling Geckos“, 2018 gegründet und kämpft für die Rechte von Radfahrern auf den Straßen in Ägypten. Die Straßen sollen Fahrrad freundlich und Fahrräder eine Selbstverständlichkeit auf der Straße werden, wie es Autos bereits sind.
Wer noch nicht Fahrrad fahren kann, kann es bei Mohamad Samy lernen, der 2011 das Projekt „Go Bike“ gegündet hat. Ihm geht es beim Fahrradfahren hauptsächlich um Sport, Bewegung und Freizeit und es stehen regelmäßig Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und Museen auf dem Programm. „Go Bike“ gibt es inzwischen auch außerhalb Kairos in Dahab, Fayoum und Alexandria. „Go Bike“ kooperiert mit dem Ministerium für Jugend und für Sport und hat gemeinsam mit dem Schwedischen Institut in Alexandria von 2014 bis 2019 ein jährliches Radfahrevent in Alexandria organisiert, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Im letzten Jahr konnte das Event wegen Corona nicht stattfinden.
Event von Cycle Egypt an der Corniche in Alexandrai©cycle egypt
Als größte Radfahrinitiative für Freizeitfahrer gilt „Cycle Egypt“. Mit Großveranstaltungen bis zu 1.000 Teilnehmern möchten sie über das Jahr verteilt zeigen, dass es eine starke Radfahrgemeinschaft in Ägypten gibt. Ergänzend finden wöchentlich Fahrradtouren statt. Sie möchten die Angst vor dem Radfahren auf der Straße nehmen und kooperieren hierzu mit nationalen und internationalen Organisationen. Für diejenigen, die sich kein eigenes Fahrrad leisten können, haben sie Angebote geschaffen, um Fahrräder für 100 LE pro Monat, gut 5 Euro, mieten zu können. „Cycle Egypt“ wurde bereits 2008 gegründet und ist neben Alexandria jetzt auch wieder in Kairo zu finden.
Tatsächlich sehe ich an einem Freitagmorgen in Dokki (Giza) um kurz nach sieben mehrere Gruppen junger Leute, Frauen wie Männer, die sich auf das Radfahren vorbereiten. Die Fahrräder werden auf kleinen Transportern gebracht und den Fahrwilligen ausgeliehen. Die Teilnehmer bekommen knallgelbe Sicherheitswesten und werden von den Guides an den Kreuzungen über die Straße begleitet. Das erinnert ein wenig an die Blade-Nights in München. Schmunzeln musste ich über einen Pickup voller Räder, deren Sättel alle mit roten Flauschbezügen überzogen waren.
Dabei fiel mir dann auch wieder ein, was Sherif mir erzählt hatte. Zwar gebe es in vielen Compounds inzwischen Fahrradwege, die aber vor allem als Parkplätze dienten. Seine Nachbarn zu einer Fahrradtour zu bewegen, sei fast unmöglich. Was das denn solle und außerdem sei das doch bestimmt unbequem auf den Sätteln. Sherifs drei Kinder, zwischen 3 und 15 Jahren alt, können zwar Rad fahren, aber selbstverständlich sei das noch lange nicht. Ich frage, was denn in Ägypten passieren müsse, damit Kinder so selbstverständlich wie wir früher mit dem Fahrrad zur Schule führen. Dabei denke ich an die nationalen Schulen in der Nachbarschaft, nicht an internationale Schulen, die oft zig Kilometer entfernt sind. Dass der Verkehr gefährlich ist, klar, keine Frage. Aber je selbstverständlicher Radfahren wäre, umso selbstverständlicher wären auch Fahrradfahrer im Verkehr. Sherif nennt zwei weitere Gründe. Fahrräder seien zum einen für wirtschaftlich schwache Menschen unerschwinglich. Zum anderen müsse jeder, so Sherif, an der Schule Angst haben, dass man ihn auslache. Es gebe auch keinen Platz für Fahrräder an der Schule. Es wäre sicher eine gute Idee, wenn die Schulen Fahrradständer und einen Platz zur Verfügung stellten, damit die Räder sicher und vor allem auch willkommen seien. Vor allem auf dem Land, das vom Verkehr noch nicht so gebeutelt ist, könnten solche Projekte erfolgreich sein. Ich schlage ihm ein Crowdfunding-Projekt vor, und Sherif überlegt, einen seiner ehemaligen Lehrer auf so ein Projekt anzusprechen. Die Vorbildfunktion würde sich dann auch auf die Städte auswirken, überlegt Sherif. „ Denn in der Stadt will man sich ungern ansehen, dass man auf dem Land etwas besser kann. Und sei es nur Fahrradfahren!“
In Dahab radeln alle - Ägypter und Gäste
Wenn man Dahab als Dorf betrachtet, dann ist Dahab ein gutes Beispiel dafür, dass sich Radfahren in Ägypten durchaus umwelt- und verkehrsfreundlich umsetzen lässt. Natürlich ist Dahab nicht mehr nur ein Dorf, sondern attraktives Touristenziel vor allem für Menschen, die keinen Massentourismus mit Partyszene suchen, sondern eine spirituelle Umgebung, Yoga und Slow Food Cooking oder gerne tauchen. In Dahab gibt es so viele Fahrradverleihe, dass TripAdvisor sogar die Top 5 von ihnen kürt. Wer als Ausländer:in allerdings online sein Glück versucht, so berichten zahlreiche Posts im Forum von TripAdvisor, dem werden Preise für ein Fahrrad bis zu 50 Euro Miete pro Woche angeboten. Besser ist es, einfach an der Straße entlang die verschiedenen Bike-Shops anzusprechen und nach einem günstigen Preis zu fragen. Wer einen ägyptischen Freund oder Vermieter hat, tut gut daran, diesen den Preis verhandeln zu lassen. Dann bekommt man für 50 Euro nämlich das Mietfahrrad für einen Monat und nicht für eine Woche. Ein guter Fahrradverleih lässt das Rad vorab Probe fahren und übernimmt kostenlos das Luftaufpumpen zwischendurch so wie kleine Reparaturen, falls mal ein Pedal abfällt oder die Kette abspringt. Wer länger in Dahab bleibt, kann überlegen, ein Fahrrad zu kaufen.
Hier fährt niemand mehr alte Stahlräder, sondern Trekking Bikes, City Bikes oder Mountain Bikes. Einfache Fahrräder sind bereits neu ab 2.000 LE (gut 100 Euro) zu bekommen. Ein Mittelklasse Trekkingrad mit 7 oder 12 Gängen kostet in etwa 5.000 bis 7.000 LE, wer ein Hightech-Mountainbike möchte, findet dieses für über 100.000 LE. Im Straßenverkehr in Kairo ist unbedingt ein Fahrradhelm zu empfehlen, auch wenn dieser doof aussieht und keine Kopfhörer darüber passen.
Das Umweltministerium arbeitet mit dem UNDP (United Nations Development Program) zusammen
Im Juni 2020 hat das Entwicklungsprogramm der United Nations einen Ausblick auf die Fahrradsituation in Ägypten gegeben. Die Corona-Situation, die zum Teil für leere Straßen und geschlossene Geschäfte sorgte und zum Fahrradfahren motivierte, ließ wieder Stimmen junger Leute laut werden, die sich ein Fahrrad freundliches Umfeld in Ägypten wünschen.
Öffentlich geförderte Fahrradmietstation©UNDP
Bereits im Jahr 2018 hatte das Umweltministerium in Ägypten mit der UNDP (United Nations Development Program) ein Pilotprojekt für umweltfreundliche Transportmöglichkeiten in Ägypten gestartet. Bis zum Jahr 2030 sollen Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung realisiert werden. „Bei einer Bevölkerung von 100 Millionen und davon rund 20 Millionen in Kairo kann das Auto nicht das alleinige Transportmittel für die Zukunft sein“, ist auf der Seite der United Nations zu lesen. Neben dem Ausbau des Busverkehrs mit klimafreundlichen Bussen wird auch das Fahrrad als Transportmittel, vor allem für junge Leute, berücksichtigt. Als Teil des Programms entstand im Regierungsbezirk Fayoum eine 14 km lange Fahrradstrecke, Studenten wurden Kredite angeboten, um sich damit ein Fahrrad zu finanzieren und an der Universität in Fayoum wird es erstmalig ein Bike-Sharing-System geben. Nicht nur vor der Universität, sondern auch vor drei Studentenwohnheimen für Frauen wurden die Fahrradmietstationen aufgestellt. Nachhaltiger und umweltfreundlicher Verkehr kann die Lebensqualität der Ägypter sowohl auf dem Land als auch in der Stadt verbessern. Das Fahrrad als selbstverständlicher Bestandteil des Verkehrs kann seinen Beitrag dazu leisten.
Bleibt zu hoffen, dass die Gesellschaft diese Herausforderung auch annimmt und ein „ya gamda- wie cool dass du Fahrrad fährst !“ als Kommentar überflüssig wird.