Das sagte die ägyptische Tänzerin Karima Mansour einst über Hanna Hartmann. Denn in Null- Komma- Nichts hatte sie für die Tanzgruppe von DAWAR Arts einen Auftritt an der Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo organisiert

Für Hanna Hartmann war es nur natürlich, den 11 Tänzern eine Bühne und ein Publikum zu verschaffen. Nicht nur, weil es in der Choreografie der Schweizerin Teresa Rotemberg um Umweltzerstörung und die Verschmutzung der Meere ging. Auch, weil die wenigsten Schüler und Schülerinnen diese Art von modernem Ausdruckstanz bis dahin überhaupt gesehen hatten. "Es war eine völlig neue Erfahrung für die Kinder. Sie waren erstaunt, wie viele Stunden täglich die Truppe geprobt hatte, um dieses Stück aufzuführen," erinnert sich Hanna Hartmann.

Erfahrungen mit dem Unbekannten – sie Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen wo immer es geht – das treibt Hanna Hartmann in Kairo an, seit mittlerweile fast vier Jahrzehnten.

Sie selbst, gelernte Buchhändlerin und damals 34 Jahre alt, packte im Juni 1983 ihre Koffer und zog nach Kairo - schlicht und ergreifend der Liebe wegen. „Es hat geknallt," sagt Hartmann, als sie Souhail Hosni, mit dem sie bis heute verheiratet ist, zum ersten Mal traf. Sie übernimmt die Leitung der Bibliothek an der Deutschen Schule der Borromäerinnen und macht erste eigene Erfahrungen mit dem Unbekannten. „Da habe ich angefangen, das soziale Leben und die Unterprivilegierten kennenzulernen“, schildert sie. „Wenn es einem selber gut geht und vor der Tür sehe ich Menschen, die gar nichts haben – da muss man einfach was machen.“

Unerträgliches habe sie sehen müssen. Ein Straßenkinderheim, wo minderjährige kleinkriminelle Mädchen und Jungen landen, die von der Polizei aufgegriffen wurden. „Das ist da wie im Gefängnis", beschreibt sie knapp ihren Eindruck. In einem anderen Heim habe es Krätze und Läuse gegeben, weil die Leitung einfach wegsah.

Hanna Hartmann begann Spenden zu sammeln - für Waisenheime, für Leprakranke, für Schulen für Behinderte, für Obdachlose, für psychiatrische Kliniken und für die Kinder der Müllstadt. Seit 1990 leitete sie ehrenamtlich das Sozialkomitee der Schule. Dessen Aufgabe ist es Arme und Benachteiligte in Ägypten zu unterstützen und zu fördern.

Hanna Hartmann kennt jedes der 21 000 Bücher in der Bibliothek der DEO © Yvonne Krause

An der Deutschen Evangelischen Oberschule übernahm sie 1993 die Leitung der größten Bibliothek an einer Deutschen Auslandsschule. Das Sozialkomitee machte sie auch hier zu einem Projekt mit den Schülerinnen und Schülern. „Die wenigsten Schüler hier hatten je Kontakt beispielsweise zu Kindern in Waisenheimen. Das hat sich nun geändert. Wir besuchen die vom Sozialkomitee unterstützen Projekte regelmäßig und es ist immer wieder schön zu sehen und zu erfahren wie positiv diese Begegnungen für alle sind", erzählt Hanna Hartmann.

Eine der seit vielen Jahren vom Komitee unterstützten Einrichtungen ist das Mädchenheim Banati. 220 Mädchen und 30 Jungen im Alter von 7-18 Jahren haben hier ein zu Hause. Nicht alle sind Waisen, auch sogenannte Straßenkinder leben hier, die zwar Eltern haben, aber aus verschiedensten Gründen nicht mit ihnen zusammenleben können. Manchmal fehlt es am Geld, manchmal ist mangelnde Fürsorge der Grund.

Der neue Spielplatz kommt gut an. © Yvonne Krause

„Ohne Hanna Hartmann und das Komitee, ohne die Spenden hätten wir nicht die Qualität, die wir hier heute haben", erklärt Nadine Khalive, stellvertretende Geschäftsführerin des Mädchenheims. Hanna Hartmann ist stolz darauf, dass das Komitee dauerhaft vier Lehrerinnen finanzieren kann. Denn sie helfen den Kindern den Schulstoff, der in den staatlichen Schulen nicht vermittelt wird, zu erlernen und sie auf Prüfungen vorzubereiten. Auch Stühle für die Klassenräume konnten gekauft und Bücher und Schreibmaterial besorgt werden.

Doch die größte Freude empfinde sie, wenn die Banati-Kinder mit den DEO-Schülern zusammentreffen. „Die meisten unserer Schüler kommen aus der Oberschicht. Sie lernen durch diese Kontakte ein Gespür und auch eine Art soziales Verantwortungsgefühl für weniger Privilegierte in ihrer Gesellschaft zu entwickeln. Das ist mir sehr wichtig."

Die Klasse 6 c der DEO begeistert mit einem kleinen Musikprogramm. © Yvonne Krause

Für ihr Engagement wurde Hanna Hartmann 2015 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zu offiziellen Anlässen trägt sie es demonstrativ. Denn Geld habe es ihr leider nicht eingebracht, aber: „Man hat einen Namen. Die Leute vertrauen mir und meinem Anliegen dadurch leichter. Das ist für meine Projekte gut. Ich habe ja keinen Topf, aus dem ich schöpfen könnte."

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