„New Giza salutes women“ – unter diesem Motto startete der ägyptisch-qatarische Immobilieninvestor New Giza im Frühjahr 2018 eine für Ägypten und die Zunft ungewöhnlich wirkende Werbekampagne. Der achtungsvolle Gruß an die Frauen prangte auf riesigen, Billboards genannten, Werbetafeln entlang der wichtigsten Ausfallstraßen Groß-Kairos. Er war begleitet von weiteren Fakten und Forderungen aus dem jährlichen Bericht der UN zur Lage der Frauen in Ägypten, wie. „Wirtschaftswachstum ist nur möglich, wenn Frauen integriert sind“, „Wenn Frauen besser ausgebildet sind, führt das zu höherem Wirtschaftswachstum“, „Wenn Frauen eigene Einkommen haben, verbessern sich Gesundheit und Bildung der Kinder“, „Wusstet ihr, dass der erste Computer von einer Frau erfunden wurde?“
Aber wie soll man diese Kampagne zum Lob der Frauen, passend zum Welttag der Frauen am 8.März und ägyptischen Muttertag am 21. März, bewerten? Als einen Werbegag oder „eine einzelne Schwalbe, die noch keinen Sommer macht", einen Hoffnungsschimmer am Ende eines sehr dunklen Tunnels oder als Zeichen einer echten Trendwende?
Trendwende oder Lichtblicke am Horizont?
Prägten in den vergangenen Jahren vor allem negative Nachrichten über die Situation von Frauen in Ägypten die Schlagzeilen und unser Bewusstsein, lassen sich seit kurzem neuartige Beobachtungen machen: Die Tankstellenkette Total hat seit einem Jahr weibliche Tankwarte eingestellt, die Benzin zapfen, während die männlichen Kollegen die Autos putzen. Ab und an tauchen in der Presse Berichte über einzelne Frauen auf: Bei „scoopempire“ wird Om Khaled portraitiert, die einen Riesentruck durch Ägypten steuert, oder auf YouTube das Mädchen Leeka, die in der Autowerkstatt ihres Vaters das Mechaniker-Handwerk gelernt hat und ihre Kenntnisse gerne an andere Frauen weitergeben würde. Egypt Today stellt Hind Wajih, den ersten weiblichen Bodygard Ägyptens, vor. Careem, das neben Uber größte Taxiunternehmen in Ägypten, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 bis zu 20 000 Frauen als Fahrerinnen einzusetzen, und startet im Mittleren Osten und Nordafrika eine regionale Kampagne, um Vorurteile und Stereotype gegenüber Frauen abbauen zu helfen. Das ägyptische Museum trug mit einer Sonderausstellung zum internationalen Frauentag bei: Drei Frauen mit erheblichem Einfluss aus der Pharaonenzeit sollen den heutigen Frauen als historisches Beispiel dienen und sie ermutigen, ihr Potenzial zu nutzen.
Fernsehwerbung, die Frauen ermutigt, gegen die Vorurteile von Männern anzugehen und sie als Taxifahrerin zu akzeptieren.
May Abdel Asim, Marketingexpertin und Herausgeberin des Frauenmagazins what women want, erklärt den Hintergrund: „Das Thema ‚women empowerment' hat seit ca. zwei Jahren seinen Weg in den Mainstream bei den ägyptischen Medien gefunden. Die Wirtschaft hat sich ebenfalls angepasst und das Thema Gleichbehandlung von Frauen hat mittlerweile Einzug in die Leitbilder großer Unternehmen genommen. Werbung zielt immer stärker auf den Abbau unterbewusster Vorurteile gegenüber Frauen. Es ist ein eindeutiger Trend, ähnlich wie vor fünf Jahren die GO GREEN-Kampagne. Darüber hinaus ist es in fortschrittlichen Unternehmen Brauch, den internationalen Frauentag am 8.März als besonderen Tag für ihre Mitarbeiterinnen zu zelebrieren.“
Frauen auf einer Demonstration gegen das Mubarak-Regime im Januar 2011 © Mohamed Adel (CC BY-SA 2.0)
Zeiten der Umwälzungen
Eine spürbare Trendwende also nach den furchtbaren Zeiten der öffentlichen Belästigungen und Missbrauchsorgien im Nachlauf zur Revolution, als der Tahrir-Platz weltweit zum Symbol für Misshandlung von Frauen verkam?
Erstmalig wurden 2013 sexuelle Belästigungen in Ägypten als Delikt in die Gesetzgebung aufgenommen. Ein deutliches Zeichen setzte im Juni 2014 der neu gewählte Präsident Al Sissi, als er eine junge Frau am Krankenbett besuchte, die während einer Anti-Mursi-Demonstration Opfer einer Gemeinschaftsvergewaltigung geworden war. Es war eine seiner ersten Amtshandlungen. Medienwirksam - mit einem Strauß roter Blumen und in Begleitung hochrangiger Offiziere - entschuldigte er sich vor laufenden Kameras bei ihr und allen ägyptischen Frauen für „dieses inakzeptable Verhalten, das gegen die besten Grundsätze ägyptischer Kultur verstößt“. Er versprach: „Wir werden dir dein Recht verschaffen!“, und kündigte weitgehende Maßnahmen an. Mit der sofortigen Strafverfolgung und der Verurteilung von sieben Tätern zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen wurde kurz darauf ein klares Exempel statuiert.
Ein lange tabuisiertes Thema rückte damit auf höchster Ebene in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Mit einer Welle der Zustimmung beruhigte sich die Epidemie von Vorfällen sexueller Gewaltanwendung und insbesondere die schon lange vor „#Me Too“ überbordende Diskussion zum „taharrush“ - so die vor allem von Frauenaktivistinnen etablierte Bezeichnung für öffentliche Belästigungen. Erschreckende Fakten zu Belästigungen und Vergewaltigungen waren dabei veröffentlicht worden. So seien lt. The Guardian vom 11.6.2014 99 Prozent der Frauen in Ägypten von Belästigungen betroffen. 2011 waren durch die sogenannten Jungfräulichkeitstests das Militär und sein damaliger Oberbefehlshaber Al Sissi unter Druck geraten. Dieser punktete nun durch sein couragiertes Vorgehen bei den Frauen.
Demonstration gegen "Taharrosh" im Februar 2013 © Gigi Ibrahim (CC BY-SA 2.0)
Belästigungen von Frauen und sexuelle Gewalt gehören zu den Grundübeln der ägyptischen Gesellschaft und sind keineswegs ein neues Phänomen. Schon in den 70er Jahren veröffentlichte die ägyptische Ärztin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Nawal El Saadawi zu diesen Themen aufsehenerregende Reportagen und Romane, woraufhin sie ein Publikationsverbot erhielt und schlimmsten staatlichen sowie religiösen Verfolgungen ausgesetzt war. Bereits Jahre vor der Revolution 2011 wurde zunehmend eine besondere Form der Gewalt gegen Frauen beklagt: Vermutlich von staatlichen Behörden gesteuerte Rowdys schüchterten Frauen auf der Straße und insbesondere bei politisch motivierten Veranstaltungen massiv ein. Der Begriff der „taharroush gamea“ – der gemeinschaftlichen Belästigung - machte Karriere für ein im Alltag verstärkt um sich greifendes Phänomen.
Die spür-und sichtbare Trendwende setzte ein, als im März 2017 Präsident Al Sissi das Jahr der ägyptischen Frau ausrief und die Regierung mit der Frauenagenda 2030 eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung und Stärkung der ägyptischen Frauen und Mädchen beschloss, wie z.B. die Umsetzung der in der Verfassung festgelegten Rechte von Frauen, nämlich Gleichheit, Gleichbehandlung und Schutz gegen Diskriminierung in allen Bereichen. Soziale Gerechtigkeit für alle wird in der Regierungserklärung als Grundlage einer Strategie für nachhaltiges Wirtschaftswachstum dargestellt. Insbesondere soll ein gesellschaftliches Bewusstseins für die Bedeutung der Frauen gestärkt werden.
10 Mio. Euro Fördermittel zur Umsetzung der Agenda konnte Sahar Nasr, Ministerin für Investitionen und internationale Zusammenarbeit, nach Angaben des New York Minute Magazin vom 27.4.17 für den Nationalen Rat für Frauen bereitstellen, aus denen zahlreiche Kampagnen und Maßnahmen gegen Beschneidung, genderbasierte Gewalt und sexuelle Belästigung finanziert werden konnten, wie z.B. die Kampagne „The Taa‘ Marbouta is your strength“. „Taa‘ marbuta“ (ة) oder (ـة) ist im Arabischen der Buchstabe für die weibliche Endung von Substantiven. Eine Medienkampagne des Nationalen Rats der Frauen, die aus einer Serie kurzer Videoclips besteht, ermutigte Frauen, Grenzen zu überschreiten und sich gegen die Vorurteile in der Gesellschaft zu wehren.
Fernsehkampagne zur Stärkung des Selbstbewusstseins von Frauen mit dem Appell sich nicht durch die Belästigungen von Männern einschüchtern zu lassen
In Führungspositionen der Wirtschaft und in öffentlichen Ämtern holen Ägyptens Frauen sichtbar auf. Nadia Abdo wurde im Februar 2016 als erste Gouverneurin Ägyptens eingesetzt, seit Januar 2018 sind sechs von dreißig Ministerposten im ägyptischen Kabinett von Frauen besetzt: Investitionen und internationale Zusammenarbeit, Tourismus, Kultur, Soziale Solidarität, Planung, Migration.
Über eine Quotenregelung bei Wahlen konnte der Anteil von Frauen in politischen Gremien deutlich erhöht werden und erreichte im Parlament 2016 die historische Höhe von 12,8 Prozent.
„Die Erschütterungen und Veränderungen der vergangenen Jahre haben zu einem politischen Erwachen ägyptischer Männer und Frauen geführt. Der eigentliche Gewinn liegt darin, wie Frauen sich nun selbst und andere Frauen wahrnehmen, dass die gesamte Gesellschaft Frauen als positive Kraft betrachtet“, meint Ghada Abul-Qomsan aus dem Ägyptischen Zentrum für Frauenrechte gegenüber der Zeitschrift Watani.
Frauen und Männer bein Demonstration im März 2011 © Al Jazeera English (CC BY-SA 2.0)
Die Hürden sind hoch
Dennoch wird es noch lange Zeit in Anspruch nehmen, bis dieses Thema in der breiteren Bevölkerung ankommt. „Für die Durchschnittsägypterinnen werden Frauenrechte erst zum Thema, wenn es wirtschaftlich besser und nicht mehr nur ums tägliche Überleben geht“, so May Abdel Asim, Herausgeberin von what women want.
Die wahren Herausforderungen für die ägyptische Gesellschaft zeigt ein Blick in die Statistik: Der von der US-Agentur für internationale Entwicklung geführte „global gender gap index“ misst die Unterschiede zwischen Männern und Frauen weltweit. Ägypten befindet sich im Jahr 2015 auf Platz 136 von insgesamt 145 Ländern - gemessen an der Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt mit 26 Prozent und einer außerordentlich niedrigen Bildungsrate. Aufgrund der Beschränkung von Frauenrechten in Gesetzen und im täglichen Leben wurde Ägypten 2014 unter die Länder mit einer sehr hohen Gender-Diskriminierung eingeordnet. Zudem waren 2014 waren noch 92 Prozent aller verheirateten Frauen zwischen 15 und 49 Jahren beschnitten.
Mit dem Verkauf von Kräutern ernährt diese Frau ihre Familie © Roshanak Zangeneh
Armut betrifft zuerst Frauen
Auch für Dina Ezzat von Al Ahram Weekly stellt Armut die Hauptursache für die Benachteiligung der Frauen dar. Frauen seien für die Haushaltsführung und die Versorgung der Kinder verantwortlich. Wenn durch Krankheit oder Abwesenheit der Verdienst des Ehemanns ausfalle oder durch die enormen Preissteigerungen das Haushaltsgeld nicht mehr ausreiche, nähmen Frauen häufig einen Nebenjob an, um das wirtschaftliche Überleben der Familie zu sichern, für Notfälle oder die Aussteuer der Kinder zu sparen. Dies seien oft Gelegenheitsarbeiten mit schlechten Arbeitsbedingungen. Häufig verschulden sich Frauen auch und kommen ins Gefängnis.
Traditionelle Vorurteile sind stärker als Gesetze
„Grundsätzlich ist es schwierig, in einer Gesellschaft mit ausgeprägten geschlechtsspezifischen Rollen und Vorurteilen eine Bewusstseinsänderung umzusetzen und Gesetze haben nur geringe Wirkung“, meint Dalia Abdel-Hamid, Abteilungsleiterin für Frauenangelegenheiten bei der NGO Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR). So enthält die neue Verfassung von 2014 wichtige Antidiskriminierungsartikel in Bezug auf Frauen. Teilweise waren diese schon vorher in verschiedenen nationalen Abkommen festgelegt, z.B. die durch die First Ladies Jehan el Sadat und Suzanne Mubarak initiierten Änderungen im Personenstandsrecht. Sie hatten aber nur begrenzten Erfolg, weil sie von „Oben“ angeordnet wurden. Es steht auch weiterhin zu befürchten, dass es bei Lippenbekenntnissen bleibt, ohne dass wirklich etwas verändert wird.
Anderseits gibt es positive Beispiele von der Basis, wie das Dorftheater von Dawudeya. Für die in dem südägyptischen Dorf gegründete Frauengruppe „Töchter des Landes“ ist das Theater neben Hausbesuchen das wichtigste Instrument im Kampf gegen Mädchenbeschneidung und Kinderehen und für mehr Bildung. Karim El Gawhary berichtet im Papyrus-Magazin unter dem Titel "Die Powergirls von Dawudiya" über das Projekt.
Eine besondere Rolle spielt die religiöse Verankerung des Familienrechts. Die Sharia bestimmt in Ägypten noch weitestgehend das Scheidungsgesetz, zusätzlich werden Fraueninteressen durch konservative Strömungen unterwandert. So ist z.B. die Khula-Scheidung, bei der Frauen sich scheiden lassen können, wenn sie auf ihre finanziellen Ansprüche verzichten, in der Sharia durchaus vorgesehen. Dennoch bedurfte es jahrzehntelanger Kämpfe der Frauenbewegungen und des Einsatzes von Suzanne Mubarak, bis diese Form der Scheidung in die Gesetzgebung Eingang fand. Neben dem Scheidungsrecht sind Frauen besonders hinsichtlich Erbschaftsangelegenheiten und beim Sorgerecht benachteiligt.
Ein Dauerthema in der Frauenrechtsdiskussion ist seit Jahren die Beschneidung von Mädchen, die „Female Genital Mutilation“ – abgekürzt FGM. „ Jedes Mädchen muss beschnitten sein, damit es heiraten kann, sie findet sonst keinen Ehemann“, ist die unter Moslems und Christen weitverbreitete Vorstellung. Seit 2008 ist FGM in Ägypten verboten und wird mit schweren Strafen geahndet. Der Gynäkologe Hussein Gohar ist jedoch überzeugt, dass der Staat kaum Chancen habe gegen eine tief in den Traditionen verankerte Vorstellung über eine unerlässlich scheinende Kontrolle des weiblichen Körpers. Auch Gesetzesvertreter, Ärzte und Justizkräfte vertreten diese kulturell verwurzelten Ansichten. Aus Gründen der politischen Korrektheit stellt man bzw. frau sich zwar gegen FGM, aber die Tatsache, dass noch immer fast 90 Prozent der ägyptischen Frauen zwischen 15 und 49 Jahren beschnitten sind, spricht für sich. „Obwohl FGM strafbar ist, sind es vermehrt Ärzte, die sie ‚fachgerecht' durchführen, damit Infektionen und gesundheitliche Komplikationen vermieden werden“, so Gohar in Al Ahram weekly. Im Februar 2018 veröffentlichte Egypt Independent jedoch eine Mitteilung des Nationalen Rats für Bevölkerung, wonach der Anteil der Beschneidungen in der Gruppe der 15 - 17 jährigen Teenager zwischen 2008 und 2014 von 74 Prozent auf 61 Prozent, d.h. um 13 Prozent, zurückgegangen sei . So bescheiden die Fortschritte im Kampf gegen diese barbarische Sitte erscheinen mögen, sind sie doch Zeichen für Veränderungen in der weitverbreiteten Überzeugung, das FGM, wie die Aussteuer, eine unverzichtbare Investition in die Zukunft der Töchter darstellt.
Mit ähnlichen moralischen Vorstellungen über die dunklen Seiten der weiblichen Sexualität wird auch Geburtenkontrolle abgelehnt. Schwangerschaftsverhütung ist lediglich aus gesellschaftlichen Gründen, so zur Verringerung der Bevölkerungsexplosion, akzeptiert. Schwangerschaftsabbrüche dürfen nur bei gesundheitlichen Problemen und Gefahr für das Leben der Mutter und des Kindes vorgenommen werden.
Zu den Merkmalen der traditionellen Gesellschaft gehört, dass Ehe und Familie im Vordergrund stehen. „Hanefra biki empta?“ - die Frage, wann wir uns denn endlich freuen dürfen, bezieht sich immer auf die Heirat und die Geburt von mindestens zwei Kindern und wird an alle unverheirateten Frauen und – wenn auch weniger häufig - an Jungen und Männer gerichtet. Selbst in gebildeten Schichten zählen Heirat und Kinder für den gesellschaftlichen Status von Frauen noch stärker als Doktortitel und beruflicher Erfolg.
In diesem Umfeld gehen Frauen eher eine Ehe als Zweitfrau ein als gar nicht zu heiraten. Randa, die nach der Geburt ihres ältesten Sohnes nur als Umm Ahmed angesprochen wird, ist Mutter von vier Kindern und lebt in einer Kleinstadt am Rande Kairos. Sie wohnte nach ihrem Schulabschluss bei ihren Eltern und verdiente ihr eigenes Geld in einer Fabrik. „ Die Leute redeten, weil ich morgens das Haus verließ und erst am Abend zurückkehrte.“ Um ihren Ruf als anständige Frau und das Ansehen ihrer Familie zu wahren, musste sie heiraten: einen Busfahrer, der bereits eine Ehefrau und Kinder hatte. Sie ist zufrieden, denn er kommt regelmäßig vorbei und zahlt sogar Unterhalt. Die selbstbewusste Frau erzieht ihre Kinder hauptsächlich allein und verdient als Haushaltshilfe zusätzliches Geld, um ihren Kindern eine ordentliche Schulbildung zu ermöglichen.
Gesellschaftlich akzeptierte Gewalt
Nach traditioneller, weit verbreiteter Vorstellung ist der Mann als Patriarch für seine Familie verantwortlich, er bestimmt nach außen hin über alle Angelegenheiten. Die Überlegenheit des Mannes gilt bei gläubigen Christen und Moslems als gottgewolltes Gesetz, Frauen und Kinder stehen unter seiner Obhut, zu den erzieherischen Mitteln gehört auch körperliche Gewalt. Frauen sind zu Gehorsam und zur Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten verpflichtet. In diesem Familienbild erscheint vielen Menschen Gewalt in der Ehe als legitimes Mittel des Mannes, seinen eigenen Verpflichtungen als Ehemann nachzukommen. Folgerichtig stellt Pakinam Sharkawy, eine Assistentin von Mohamed Mursi, 2013 in der New York Times sexuelle Gewalt in der Ehe als eine aus dem Westen importierte Idee dar; für Ägypten sei dies überhaupt kein Thema.
“It is never easy being a woman in Egypt.” - es ist nicht leicht in Ägypten eine Frau zu sein. Diese Aussage der Fotografin Heba Khalifa im Jahre 2013 in der Al Ahram Weekly gilt auch heute noch. Zwar ist die Trendwende unübersehbar: In Ägypten gibt es viele starke und selbständige Frauen und vor allem in gebildeten und begüterten Kreisen setzt ein Umdenken ein. Die große Masse der ägyptischen Frauen hat die Wende jedoch noch nicht erreicht. Die Hürden sind hoch!