Was haben Ägypten und das an der Ostsee gelegene St. Petersburg gemeinsam? – Auch in der im Jahr 1703 von Peter dem Großen gegründeten Stadt war bald altägyptische Kultur präsent. Heutige Besucher finden dafür gleich an mehreren Orten in St. Petersburg imposante Zeugnisse.

Altägyptische Sphinx im Schnee

Der Anblick überrascht. Unmittelbar am Ufer der Newa, auf hohen Granitpostamenten, ruhen zwei Sphingen. Sie sitzen auf dem nördlichsten Breitengrad, den ein altägyptischer Löwe mit Menschenkopf je erreicht hat und sie sind die einzigen weltweit, die im Winter weiße Schneemützen tragen.

In der Zeit des Neuen Reiches gehörten die jeweils 23 Tonnen schweren Statuen zu einem Palast des Königs Amenophis III. in Theben. 1820 wurden sie wiederentdeckt. Auf Betreiben des russischen Diplomaten Andrej Murawjew erwarb Zar Nikolaus I. (reg. 1825-1855) die zwei Skulpturen. 1832 kamen sie auf einem Spezialschiff nach St. Petersburg.

Einen würdigeren Platz für diese zwei etwa 3500 Jahre alten Denkmäler kann man sich kaum denken. Unter der Mittagssonne liegt die Newa in ihrem breiten Bett. Das Licht flirrt in silbernen Sprengseln auf dem Wasser. Am jenseitigen Ufer stehen die Häuser des Englischen Kais, das Senatsgebäude. Weiter links sind das Reiterstandbild Peters des Großen, der Alexanderpark und in der Ferne der Winterpalast zu sehen. Überragt wird das Ganze von der goldenen Kuppel der Isaaks-Kathedrale, dem größten Kirchenbau St. Petersburgs, sowie von der goldenen Nadel auf dem Admiralitätsgebäude.  

Blick auf die Newa © Jürgen Sorge

Auf dem diesseitigen Ufer bildet das Haus der Akademie der Künste den Hintergrund für die altägyptischen Denkmäler. Etwa 70 Jahre bevor die Sphingen ihren Platz am Newa-Ufer einnahmen, legte Katharina die Große während ihrer Regierungszeit von 1762 bis 1796 den Grundstein für dieses Bauwerk. In der Folge entstand ein mit Säulen, Pilastern und einer Dachkuppel gestalteter Neubau. Die Akademie der Künste zählt zu den ersten klassizistischen Gebäuden St. Petersburgs und gehörte seinerzeit zu den schönsten Bauwerken der Zarenresidenz Heutzutage gilt die Akademie nach wie vor als eine besondere Zierde der Stadt.

Akademie der Künste © Jürgen Sorge

Die Ägyptische Brücke

Vier weitere, deutlich jüngere Sphingen stehen etwas abseits des Stadtzentrums. Der Weg zu ihnen führt vom Newski-Prospekt, der größten Flanierstraße St. Petersburgs, in südwestlicher Richtung entlang der Fontanka, einer von 93 Flüssen und Kanälen der Stadt. Imposante Paläste und Wohnhäuser, ein prächtiger Theaterbau und architektonisch schöne Brücken machen den Spaziergang zu einem kurzweiligen Erlebnis. Nach der Einmündung des Kryukov-Kanals ist es nicht mehr weit bis zur „Ägyptischen Brücke“. Die vier Sphingen, die das Bauwerk „bewachen“, tragen die Züge des europäischen Klassizismus – wie sie seinerzeit in ganz Europa in Mode waren.

Geschaffen hat sie Ende der 1820er Jahre der russische Bildhauer Pawel Petrowitsch Sokolow (1764-1835). Er hatte an der Akademie der Künste studiert und war ab 1813 selbst Akademiemitglied. Die Querung über die Fontanka war seinerzeit als Kettenbrücke entworfen und gebaut worden. 1905 stürzte sie ein. Damals war beim Übergang von Soldaten eine Kette gerissen. Erst fünfzig Jahre später wurde an der Stelle mit einer Bogenbrücke Ersatz geschaffen. Seitdem schmücken auch wieder die vier Sphingen das Bauwerk.

Ägyptische Brücke mit Sphinx des russischen Künstlers Sokolow © Jürgen Sorge

Das alte Ägypten in der Eremitage

Das Alte Ägypten begegnet dem St. Peterburg-Besucher zudem in der Eremitage. Ein Raum in dem weltberühmten Museum ist dem Alten Ägypten vorbehalten.

Der ägyptische Saal in der Eremitage © Jürgen Sorge

Zu sehen sind dort unter anderem Sarkophage, Statuen sowie eine Mumie aus der Zeit um das Jahr 1000 vor Christus. Ägypten-Freunde, die nach St. Petersburg kommen, sollten einen Besuch des weltberühmten Museums und seiner ägyptischen Schätze keinesfalls versäumen.

Der Gott Ptah und die Göttin Sachmet 700 v. Ch. © Jürgen Sorge