Was Luxor und Assuan in Oberägypten und Kairo im Norden sind, ist El Minya in Mittelägypten. Keine andere Stadt in Mittelägypten weist so viele Sehenswürdigkeiten auf wie El Minya.

Die Stadt liegt etwa 230 km und knapp drei Fahrstunden südlich von Kairo. Mit etwa 250.000 Einwohnern ist die Stadt überschaubar und bietet als Gegenpol zum hektischen Kairo einen Ort der Ruhe und Entspannung. Die lange und ruhige Corniche lädt zu einem Spaziergang ein, der an vielen Stellen durch eine Kaffeepause unterbrochen werden kann. Es gibt für Besucher verschiedene kleine und nette Hotels, der Autor bevorzugt das familienfreundliche, nach einem altägyptischen Gott benannte Resort, welches direkt am Nil liegt. Hier kann man am frühen Morgen eine Vielfalt von Vögeln beobachten und am Nachmittag ein paar Runden im Pool drehen. Wer über eine Residence-Card verfügt, zahlt nach Voranmeldung ägyptische Preise. Auch kulinarisch hat die Kleinstadt einiges zu bieten, der Leser sei auf das Internet verwiesen.

In der Fakultät der Schönen Künste findet man ein unerwartet schönes Museum, welches nach Voranmeldung (Tel. 2342561 oder miniafinearts@yahoo.com) an Werktagen besucht werden kann. Vorwiegend im südlichen Bereich der Stadt findet man alte Villen, dort ist auch der Basar, der zum Stöbern einlädt.

Da die meisten Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt liegen, empfiehlt sich die Anmietung eines Wagens mit Fahrer, die Hotels sind gerne behilflich. Das auf der Ostseite gelegene Zawjet el-Meitin bietet gleich drei Höhepunkte: Die Provinzpyramide und die Gräber des Alten und Neuen Reiches, das Museum des kürzlich verstorbenen Lokalkünstlers Hassan al Shark und das Kloster des Apa Hor in Sawada, wo die Heilige Familie auf der Flucht nach Süden rastete. Etwa 20 km weiter südlich findet man die sehr eindrucksvollen Gräber von Beni Hassan.

Felsengrab in Beni Hassan©Stefan Gerke

Pharaoh Echnaton dürfte den meisten Leserinnen und Lesern bekannt sein, baute er doch seine neue Hauptstadt auf „jungfräulichem Boden.“ Diese Stadt, Tell el-Amarna, liegt etwa eine Stunde südlich von El Minya gegenüber der Stadt Mallawi und bietet den Interessierten viel Sehenswertes.

Grab des Panehsy in Tell el-Amarna, rechts an der Wand die Strahlen des Gottes Aton©Stefan Gerke

In Mallawi selbst befindet sich ein modernes Museum, das Einblicke in die Geschichte der Region gewährt. Auf der Ostseite in Richtung Norden liegen die Frazer Tombs, Techna el-Gebel mit dem Speos von Ramses II. und Gebel el-Teir mit dem berühmten Kloster El-Adra. Mit dem auf der Westseite gelegenen Tuna el-Gebel, einem Bestattungsort für Millionen von Tiermumien und dem Grab des Petosiris, bietet El-Minya einen weiteren Höhepunkt.

Tuna el-Gebel, Grab des Petosiris mit Darstellungen von Handwerkern©Stefan Gerke

Da es nicht möglich ist, in diesem Rahmen alle Sehenwürdigkeiten zu beschreiben, werden die Leserinnen und Leser auf den Reiseführer „Ägypten – Das Niltal“ verwiesen, der dem Reisenden das Leben erheblich erleichert.

Man hat verschiedene Möglichkeiten von Kairo nach El Minya zu gelangen: die einfachste ist mit Go-Bus, der auch digital gebucht werden kann. Vom Busbahnhof Monieb fahren Sammeltaxen ab, eine weitere Möglichkeit ist die Bahn.

Ein wichtiger Reisehinweis ist, dass man ständig einen Reisepass mit einem Visum bzw. einer Residence-Card mitführen sollte. Aus Sicherheitsgründen wird man in El Minya bei allen Touren von einer Polizeieskorte begleitet. Das kann zwar manchmal etwas nervig sein, aber auch Polizisten sehen sich gerne die Sehenswürdigkeiten an.