Ägypten gewinnt die Fußballweltmeisterschaft der Diplomaten 2018 im Al Ahly-Klub in Sheich Zayed!  Auf dem Rasen wird ausgelassen gefeiert! Wenn das kein gutes Omen für die richtige Weltmeisterschaft in Russland ist!

Für Ägypten ist 2018 offensichtlich DAS Fußballjahr: Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Sommer, der Nationalspieler Mohamed Salah wird weltweit als Star verehrt - und nun schlug die Mannschaft des ägyptischen Außenministeriums mit 3:1 die malaysische Botschaftsauswahl, deren Team durch flinkes, drahtiges Spiel und einen souveränen Torwart beeindruckte. Russland belegte Platz 3, während Deutschland seinen 1. Platz aus dem Vorjahr nicht verteidigen konnte und im Achtelfinale mit 3:4 gegen die überlegenen Diplomaten aus Malaysia ausschied.

Siegerehrung der ägyptischen Mannschaft durch den deutschen Botschafter und den Präsidenten des Al Ahly-Klubs © Christoph Scholz

Rasanter Erfolg einer außergewöhnlichen Idee

Zum zweiten Mal fand das „Al Ahly Diplomatic Tournament" in Kairo statt. Als das Turnier im Frühjahr 2017 ins Leben gerufen wurde, nahmen zunächst zwölf Mannschaften teil, neben mehreren Botschaften auch das Außenministerium Ägyptens und ein Team der UN. In diesem Jahr hatte sich die Zahl bereits verdoppelt: England, Deutschland, Kongo, Argentinien, Brasilien, USA, Niger, Niederlande, Kanada, Elfenbeinküste, Malaysia, Frankreich, Italien, Indien, Japan, Vietnam, Spanien, Türkei, Kasachstan, Australien, Russland, Ägypten mit dem Außenministerium und die Arabische Liga traten zwischen dem 13. und 28. April an drei Wochenenden unter dem  Motto „Unite the world in Egypt“ im Al Ahly-Klub in Sheich Zayed zum fairen und freundschaftlichen Kicken an.  

Dabei bewiesen die Abgesandten, dass sie außer Diplomatie auch Fußball können. „Bitte, keinen diplomatischen Fußball spielen, sondern alle Möglichkeiten für spannenden Fußball ausspielen!“, dieser Wunsch des deutschen Botschafters, Julius Georg Luy, wurde durchaus ernstgenommen.

Kämpferische Fußballer mit vollem Einsatz © Christoph Scholz

„Ein großartiges Event! Wir sind sehr zufrieden!“, stellt am Finalabend ein sehr erschöpfter Spieler der Malaysier voller Begeisterung fest. „Die Freude und der Spaß der Spieler am Fußball sind offensichtlich“, so Simon Brombeiss, Kulturreferent der Deutschen Botschaft. Für Dominik, Schüler der 11. Klasse an der DEO, war das Turnier „ein wirklich tolles Erlebnis. Ich möchte auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder teilnehmen.“ Karola, stolze Mutter eines Spielers und Zuschauerin, schwärmt: „Es war ein wunderschöner Nachmittag! Es macht so viel Spaß, mit Freunden, Familie und Kollegen unsere Mannschaft anzufeuern.“ Allerdings „wären etwas mehr Zuschauer schön gewesen.“

Begeisterte Zuschauer © Christoph Scholz

Für Bombenstimmung wie im Fußballstadium sorgte zudem der unvergleichliche Moderator: Unparteiisch bejubelte er jedes Tor mit einem langgezogenen, modulierten „Goooooooooooooooooon!!!!“, sein sich überschlagendes„ Jalla, jalla, jalla, jallallallalllalllallah!“  spornte jeden Spielerlauf an, er untermalte selbst ereignislosere Spiele mit dramatischen Kommentaren und heizte auch bei geringeren Zuschauerzahlen mit seinem unnachahmlichen akustischen Repertoire die Stimmung an.

Voller Stolz sprechen die Verantwortlichen von der „Fußballweltmeisterschaft in Kairo". Gespielt werden 30 Minuten mit jeweils vier Spielern und einem Torwart auf einem verkleinerten Rasen. Die Auswahl der insgesamt zehn Spieler pro Mannschaft ist den jeweiligen Botschaften überlassen, wobei mindestens fünf Diplomaten und maximal fünf ägyptische Mitarbeiter dem Team angehören. Bis zu drei Mitspieler mit der entsprechenden Nationalität dürfen aus der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis angeworben werden. Wie bei den Profispielen wurden die Gegner für die KO-Phase auf einer Pressekonferenz ausgelost. Bemerkenswert ist, das Turnier ist keine reine Männerveranstaltung! Fünf Botschaften schickten Frauen auf den Rasen, allen voran die Niederlande mit vier Spielerinnen.

Geballte Frauenpower bei den Niederländern © Deutsche Botschaft Kairo

Sportliche Diplomatie auf dem Fußballfeld

Gemeinsame Veranstalter dieses außergewöhnlichen Turniers sind die Deutsche Botschaft und der ägyptische Spitzenklub Al Ahly. Julius Georg Luy, der deutsche Botschafter, zeigte sich von so überwältigender sportlicher Fußball-Energie begeistert und begrüßte es, dass diese Energie statt in Konflikte in aktiven Sport fließe.  Durch „sportliche Diplomatie“ ließen sich die Beziehungen zwischen den Botschaften ebenso wie zu den ägyptischen Partnern verbessern. „Es entstehen Freundschaften und Kameradschaften zwischen Spielern, aber auch dem Publikum, die sich übers Jahr halten.“ Man lerne sich auf sportlicher Ebene kennen und schätzen, das verbessere den dienstlichen Umgang miteinander. Statt der üblichen diplomatischen und „häufig umständlichen formellen Wege“ könne man einen Kollegen, den man im Strafraum als fairen Spieler kennengelernt hat, einfach einmal anrufen. „Wir sind ein Team und sind auf enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit angewiesen. Diese Gelegenheiten führen zu einem besseren Kennenlernen, fördern das Engagement und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter. Im Sport drückt sich das augenfälliger aus, als es in der Diplomatie möglich ist.“

Euphorische Sieger © Christoph Scholz

Der Al Ahly-Klub besteht seit über 110 Jahren und ist neben dem Zamalek-Klub der älteste und bedeutendste Sportklub in Ägypten. Mohamed Serrag el Din, Vorstandsmitglied von Al Ahly, betont, dass für den Klub über sportliche Aktivitäten hinaus die nationale und soziale Entwicklung Ägyptens  ein besonderes Anliegen seien. Der Klub repräsentiere Ägypten, und durch die Kooperation mit anderen Ländern, respektive mit den Botschaften, verbessere sich auch der internationale Ruf Ägyptens, das Bild des Landes nach außen. Man wolle Menschen zusammenbringen, insbesondere auch Familien und Kinder. „Das Turnier ist außergewöhnlich und einzigartig in mehrfacher Hinsicht:  Diplomaten spielen Fußball, auch die gemischten Teams gehören zu dem besonderen Charakter. Es ist vor allem auch ein Familienevent, das auch Freizeit und Spaß für Kinder bietet.“ Für den Al Ahly-Klub stellt das Turnier ein besonderes Event und wichtiges Medienereignis dar.

Motor und Brückenbauer dieses deutsch-ägyptischen Sportprojekts ist Hisham Marzouk, seit fast sieben Jahren Mitarbeiter an der Deutschen Botschaft. Er stellt vor Ort die Kontakte her und koordiniert. „Über den Fußball können interkulturelle Barrieren überwunden werden, auf sportlicher Ebene fällt es leichter zu kommunizieren“, bestätigt er.

Einen Höhepunkt des Turniers bildete das Spiel der „old stars“  von Al Ahly gegen die „all stars“ der besten Diplomatenfußballer am letzten Tag. Ehemalige Profistars von Al Ahly, wie z.B. Mohamed Omara und Yassir Radwan, die früher auch bei FC Hansa Rostock in der Bundesliga  mitspielten, beeindruckten durch routiniertes Können. Schlussendlich siegten sie in der Verlängerung mit 7:5 gegen die kämpferischen jungen Diplomaten, zu denen  auch die deutschen Mannschaftskapitäne Nuri Kenjo und Ali Karadeniz gehörten.

Sowohl  die Deutsche Botschaft als auch Al Ahly sind zufrieden und planen eine Fortsetzung des Turniers im nächsten Jahr. „Ich hoffe, dass daraus eine Tradition wird“, wünscht sich der deutsche Botschafter. Hisham Marzouk ist sehr zuversichtlich: „Wir haben uns schon Gedanken gemacht, wie wir evtl. durch ein zusätzliches Wochenende die Spielzeiten verbessern können. Die Spieler hatten in diesem Jahr mehrere Spiele an einem Tag und mussten teilweise bis spät in die Nacht und bis an den Rand der Erschöpfung spielen. Wir möchten auch mehr Zuschauer für die Spiele gewinnen.“

Deutschland hat leider nicht gewonnen. „Als Botschafter bedauere ich dies natürlich, als Mitveranstalter bin ich erleichtert“, kommentierte Botschafter Luy diplomatisch die Verleihung des Pokals an die ägyptische Mannschaft. So gesehen ist der Sieg Ägyptens eine runde Sache.