Viele von uns sind begeisterte Olympia-Fans. Wann immer die Olympischen Spiele laufen, sind wir live oder am Fernseher dabei. Aber wer interessiert sich schon für Paralympics? Noch dazu in Ägypten?! Doch die Aufmerksamkeit für diese Sportlergruppe wird größer, nicht erst seit dem Fall Oscar Pistorius. Immer mehr Menschen verfolgen die Wettbewerbe der Paralympics. Die Anzahl der Sponsoren wächst ständig. Und auch hier in Ägypten gibt es erfolgreiche Sportler auf internationalem Niveau.
Schauen wir zurück in die Geschichte der Paralympics. Ihren Ursprung haben sie im englischen Ort Stoke Mandeville. Der deutschstämmige Neurologe Sir Ludwig Guttman rief sie 1948 ins Leben. Die ersten Spiele (Stoke Mandeville-Spiele) wurden zeitgleich mit den Olympischen Sommerspielen in London eröffnet. Ein Versuch, die Idee des Behinderten Sports mit dem der Nichtbehinderten zu verbinden. Doch erst im Jahre 1960 finden mit den ersten „Weltspielen der Gelähmten" diese Sportler zunehmend Aufmerksamkeit. 400 Athletinnen und Athleten aus 23 Ländern gehen wenige Wochen nach den offiziellen Olympischen Spielen an den Start.*
1976 werden bei den Spielen auch erstmals Menschen mit Amputationen sowie sehbehinderte und blinde Athleten/Innen zugelassen. Im holländischen Arnheim sind dann auch Menschen mit zerebralen Bewegungsstörungen am Start und 1996 in Atlanta Menschen mit mentalen Behinderungen. So nimmt die Breite der Teilnehmenden mit den unterschiedlichsten Behinderungen zu.
In Schweden/ Örnsköldsvik finden 1976 die ersten Paralympischen Winterspiele statt. Eigentlich sollten die Paralympics immer im selben Jahr und am selben Ort stattfinden wie die Olympischen Sommer- und Winterspiele. Daher auch der Name: „parallel“ zu Olympia, also Paralympics.
Leider standen aber finanzielle und politische Interessen dieser Absicht lange Jahre entgegen.
Erstmals gleiche Bedingungen für behinderte und nichtbehinderte Athleten finden wir bei den „Millennium“-Spielen in Sydney 2000. 122 Länder sind vertreten, 1,2 Millionen Tickets werden verkauft! Gemeinsam nutzen alle Sportler/Innen das olympische Dorf und dieselben Sporteinrichtungen. Das Ticketsystem, Transport und auch die medizinische Versorgung ist für alle gleich!
Vier Jahre später sind in Athen annähernd 4000 behinderte Sportler/Innen aus 136 Ländern dabei. Ins Programm aufgenommen werden neue Sportarten wie Judo und Sitz-Volleyball.
China sticht hierbei mit 141 Medaillen heraus!
Aber auch Länder wie Ägypten haben ihre herausragenden regelmäßig an den Paralympics teilnehmenden Sportler/Innen.
Einer davon ist Ibrahim Hamadto. 2012 gewinnt er im Tischtennis- Einzel Silber! Den Schläger hält er mit dem Mund und die Angaben macht er mit dem Fuß! Sein Motto: „Never say never again!“ Bewundernswert, mit welcher Geschicklichkeit und Ausdauer er bei entscheidenden Spielen auftritt.
Ägyptens Sitzvolleyballer in London 2012 © Egyptian Paralympic Committee
Oder nehmen wir die Disziplin Sitz-Volleyball. Auch hier kämpft Ägypten erfolgreich in den vordersten Reihen mit. Überhaupt sucht man auch sonst inzwischen international den Austausch auf sportlichem Gebiet. So reisen z.B. Trainer und Spieler nach Deutschland (2012 Leipzig), um neue Strategien zu erkunden und für sich zu nutzen.
An den Paralympics in London 2012 nehmen 40 Athleten/Innen aus Ägypten teil. Sie gewinnen 4 Gold-, 4 Silber- und 7 Bronzemedaillen.
Sherif Osman gewinnt Gold im Gewichtheben © Egyptian Paralympic Committee
Für ein Land, in dessen täglichen Leben man kaum Behinderte sieht, ist es mehr als erstaunlich und bewundernswert, dass so viele von ihnen den Weg zum Sport finden und erfolgreich sind. Wo trainieren diese Athleten, wer sponsert sie und wie viel Notiz nimmt die Gesellschaft von ihnen?! Eines verdienen diese Sportler auf jeden Fall: unsere Hochachtung und Respekt!