Der mächtigste Pharao des alten Ägyptens bezog als erster eines der größten Museen der Welt, das neue ägyptische Museum neben den Pyramiden von Giza.
Scharen von Zuschauern, unzählige Prominente und Medienvertreter waren am 25. Januar 2018 zu dem Spektakel erschienen. Die riesige 83 Tonnen schwere und ca. 12 m hohe Statue aus rotem Granit hing frei schwebend in einem Eisengerüst auf einem wie eine Riesenraupe wirkenden Schwertransporter und wurde im Schritttempo vor das Portal seiner zukünftigen Residenz gefahren. Dem königlichen Konvoi voran ritten elf rot unformierte Reiter, eine Militärkapelle schmetterte die ägyptische Nationalhymne und den Eingangsmarsch aus der Oper „Aida“.
Ramses II zieht im Grand Egyptian Museum ein
Trotz seiner Ausmaße hat der Koloss schon mehrere Umzüge hinter sich. Die Statue des Pharaos Ramses II, der während seiner Regierungszeit von 1279 bis 1213 v. Ch. das Land zur höchsten Blüte brachte, stammt aus den Granitsteinbrüchen in Assuan. Vor ca. 3000 Jahren trat sie ihre Reise nilaufwärts nach Memphis an, wo sie im Bezirk Mit Rahina, der damaligen Hauptstadt, als Schutz für den Tempel des Gottes Ptah aufgestellt wurde. Dort wurde sie, in sechs Teile zerbrochen, im Jahre 1820 von dem Italiener Caviglia entdeckt. Seine Versuche, die Statue nach Italien zu überführen, scheiterten jedoch – genauso wie später der Verkauf an das Britische Museum in London durch den Khediven Mohamed Ali – an ihrem enormen Gewicht. Sie verblieb deshalb an ihrem Platz in Memphis südlich von Kairo, bis 1955 die damalige Regierung die Statue auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs aufstellen ließ, der seither Ramses-Platz heißt. Nachdem der harte Stein sich wegen der Abgase aufzulösen drohte, wurde der steinerne Pharao im Jahre 2006 aufwändig abtransportiert und am Remaya-Platz in der Nähe des geplanten Museumsneubaus eingelagert. Am 25. Januar 2018 folgte der wohl endgültige Umzug aus dem Museumsarchiv in das noch nicht fertig gestellte Grand Egyptian Museum, kurz GEM. Der Umzug von dem 400 m entfernten Lager kostete nach Angaben des Museumsdirektors Tarek Tawfik ca. 13,6 Millionen LE.
Im Treppenaufgang grüßen die großen Pharaonen © Atelier Brückner
Im Eingangsbereich des neuen Museums soll der Pharao in Zukunft die Besucher begrüßen. Wie schon vor 3000 Jahren soll er symbolisch das im Museum ausgestellte kulturelle Erbe Ägyptens schützen, so der Minister für Antiquitäten, Khaled El-Enany, in seiner Rede.
Ramses II wird zukünftig einer ganzen Heerschar von Pharaonen vorstehen, die ebenfalls dort ausgestellt werden. Als nächstes soll die komplette wertvolle Sammlung des Tutanchamun aus dem Museum am Tahrir-Platz umziehen. Viele Stücke daraus, wie die von Christian Eckmann und seinem Team restaurierten 90 Goldappliken, konnten bisher aus Platzmangel nicht präsentiert werden und lagerten – zum Teil vergessen – im Museumskeller. Zusammen mit weiteren Pharaonen aus dem Erdgeschoss des alten Museums am Tahrir-Platz sind sie nach einer Teileröffnung des GEM ab Ende 2018 für Besucher zugänglich. Die Eröffnung des gesamten Museums, das dank großzügiger japanischer Unterstützung gebaut werden konnte, ist für 2022 geplant.