Böse Stiefmutter oder weise Landesmutter?
Pharao zu sein, war das Gewaltigste, das Heiligste unter der Sonne Ägyptens. Der Pharao war der Sohn der Sonne. Er sprach mit den Göttern, er ließ den Regen fallen und den Nil fruchtbar über die Ufer treten. Denn er stand für "maat", die göttliche Wahrheit, die Ordnung aller Dinge: als Mann. Denn Herrschen und Regieren war im Alten Ägypten – Männersache. Es galt einzig die männliche Erbfolge.
Vor ca. 180 Jahren stieß Jean Francois Champollion bei Forschungen im Tempel von Deir el Bahari auf einen seltsamen Pharao, dessen Name in den Königslisten nicht zu finden war. Er hatte zwei Königskartuschen entziffert. Einen König kannte er, Thutmosis III. Von dem zweiten Pharao Hatschepsut hatte er noch nie gehört. Er war erstaunt darüber, das Pharao Hatschepsut anscheinend der Vortritt vor dem berühmten Pharao Thutmosis III. gegeben wurde. Das Ganze wurde aber noch seltsamer. In seinem Tagebuch hielt er die gefundenen Inschriften und Namenskartuschen fest und erkannte, dass überall, wo Hatschepsut auftauchte, feminine Verben und Nomina verwendet wurden. Ihm gelang es nicht, dieses Rätsel zu lösen. Es sollte weitere 100 Jahre dauern, bis Ägyptologen auf das bis dahin Unvorstellbare kamen: Pharao Hatschepsut war eine Frau. Die Regentin hatte beschlossen, Männerkleidung zu tragen und sich selbst zum Pharao zu erklären. Frauen, die vorübergehend als Regentinnen für kindliche Thronfolger herrschten, hatte es am Nil auch schon vor Hatschepsut gegeben. Doch Hatschepsut war die mächtigste und erfolgreichste von ihnen und keine ging nach heutigem Kenntnisstand so weit wie Hatschepsut. Jene Frau, die für die Macht im Land ihr Geschlecht symbolisch wechselte und Pharao wurde.
Als Hatschepsut geboren wurde, hatte Ägypten Zeiten des Aufruhrs und der Kriege hinter sich. Allmählich kehrte das Land zu seiner alten Stabilität zurück. Erst etwa 50 Jahre vor ihrer Geburt, um das Jahr 1550 v. Chr., begann der Aufstieg der Könige Thebens an die Spitze Ägyptens. Einem alteingesessenen Fürstengeschlecht aus Theben war es gelungen, Unterägypten von der Fremdherrschaft durch aus der Levante eingewanderte Invasoren zu befreien. Mit den thebanischen Königen beginnt nach der Hyksos genannten Zwischenzeit das Neue Reich. Thebens König Ahmose I. werden die Königslisten später entsprechend als ersten Pharao der 18. Dynastie führen. Theben steigt auf zur Hauptstadt Ägyptens.
Thebens oberste Lokalgottheit Amun wird zum höchsten der mehr als 500 Götter am Nil. Seine Kultstätte wächst heran zur gewaltigsten Tempelstadt des Landes. 25 Jahre regiert Ahmose I. und hinterlässt seinem Sohn Amenophis ein geeintes Reich mit sicheren Grenzen. Da Amenophis ohne männlichen Nachfolger stirbt, wird ein anderer zum Pharao bestimmt - Thutmosis I., dessen Herkunft unklar ist, besteigt 1504 v. Chr. den Thron. Das Thronrecht erlangt er nur durch die Heirat mit Prinzessin Ahmose, der Tochter Amenophis I. Ahmose entstammt als einzige jenem göttergleichen Pharaonengeschlecht, das die Macht über Ägypten zurückerobert hat
Jetzt muss diese neue Dynastie ihre Herrschaft festigen und zwar über die Große Königliche Gemahlin von Thutmosis I. Hier deutet sich also eine über Frauen vermittelte Erbfolge bzw. Machtweitergabe an. Thutmosis ist ein starker Pharao. Als furchtloser militärischer Befehlshaber schlägt er einen Aufstand in Nubien nieder und gelangt weiter in den Süden als je ein Pharao vor ihm. Er wird als großer Kriegsherr gefeiert. Mit Ahmose, seiner Großen Königlichen Gemahlin, hat er nur Töchter und nur Hatschepsut überlebt ihn. In dieser Situation kann auch der Sohn einer Nebenfrau Pharao werden. Denn Ägypten braucht einen König.
Als Sohn seiner Nebenfrau Mutnofret war Thutmosis II. nicht wirklich königlichen Geblüts, nur mit Hilfe seiner Halbschwester Hatschepsut konnte er Pharao werden und der Fortbestand der noch jungen Dynastie gesichert werden. So heiratete Hatschepsut den Gepflogenheiten folgend in frühester Jugend ihren Halbbruder Thutmosis II. Seine Mumie lässt vermuten, dass er von eher schwacher Konstitution war. Kränklich soll er gewesen sein und vielleicht geistig behindert, glauben manche Forscher. Nach dem Hinscheiden von beider Vater Thutmosis I., wurde Hatschepsut, die Große Königliche Gemahlin, wahrscheinlich sofort mit den Regierungsgeschäften betraut. Man glaubt, dass sie von ihrem Vater früh als Regentin aufgebaut wurde. Sie genoss die allerbeste Erziehung und lernte früh, was es heißt, über ein Land zu gebieten. Thutmosis I. hat seine Tochter wohl auch in die Geheimnisse der Kriegskunst eingeweiht, wenn er sie nicht sogar mitnahm auf einige Strafexpeditionen und Feldzüge. Während ihrer Ehe mit Thutmosis II. war Hatschepsut eine vorbildliche Gemahlin und Mutter; unauffällig und auf Darstellungen stets im Hintergrund Es gibt kein Indiz, das darauf weist, dass sie mit ihrer Rolle unzufrieden gewesen ist. Nach wenigen ereignislosen Jahren auf dem Horus-Thron verstirbt Thutmosis jung, kahlköpfig und den Körper mit Schorf bedeckt.
Das Paar hat lediglich eine gemeinsame Tochter, Neferure. Als legitimer Thronerbe wird nun Thutmosis III., Sohn von Thutmosis II. mit seiner Nebenfrau Isis, eingesetzt. Für den vierjährigen, noch minderjährigen Knaben, der einer Nebenlinie entstammt, tritt seine Tante und Stiefmutter Hatschepsut im Jahre 1479 v. Chr. die provisorische Regentschaft an. Zwar lässt sie den Thronfolger offiziell stets als Mitherrscher aufführen und sich anfangs noch hinter ihm stehend abbilden, womit sie anzeigt, dass ihm, dem Kind Thutmosis, der Vortritt gebührt. Doch die Politik Ägyptens bestimmt von nun an sie allein. Die Gattin eines blassen Königs ist nun selbst zu Herrscherin geworden. Sie scheint Gefallen zu finden an der Macht.
Und den Erhalt dieser Macht muss sie sichern. Zunächst lässt sie sich noch als weiblichen Pharao darstellen, mit Königskopftuch zwar, aber mit Brüsten und im Kleid. Schritt für Schritt wandelt sich ihr offizielles Bild. Hatschepsut nimmt sich etwas Ungeheuerliches vor. Sie macht sich selbst zum Pharao: Aus der Königin wird ein König - Pharao Maat Kare (Gerechtigkeit und Lebenskraft des Re) - der den Horus-Thron besteigt. Aus dem siebten Regierungsjahr Thutmosis III. stammt der früheste Beleg der aktiven Regierungsübernahme durch Hatschepsut. In den Steinbrüchen von Assuan wurde bei einer Obelisken-Expedition ein Graffito angebracht. Von nun an zeigen sie Statuen und Reliefs mit allen Insignien der Macht. Sie legt den männlichen Königsmantel und den Pharaonenbart an, auch den kurzen Rock des Königs trägt sie. So zollt sie dem ursprünglich rein männlichen Thronanspruch Tribut und gibt ihrem Reich einen männlichen Pharao. Pharao Hatschepsut. Fortan tritt sie bei offiziellen Anlässen als Pharao auf. Eine Maskerade, die ihr gelingt, weil Ägypten unter ihrer Regentschaft aufblüht und zu alter Größe zurückfindet.
Offenbar verstand es die Pharaonin und Gottestochter sehr gut, sowohl das Volk als auch die Eliten - die Beamtenschaft, die Heerführer, Priester und Gelehrten - derart für sich einzunehmen, dass niemand ihr die höchste Majestät streitig machte. Ihre auf Frieden, Handel und Baukunst gerichteten Regierungsziele überzeugten und machten sie zu einer beliebten Herrscherin. Sie hatte die Macht auch nicht in einem Akt der Gewalt an sich gerissen, sondern ihre Krönung behutsam vorbereitet. Diese feiert sie am 29. Peret, dem Tag, an dem auch ihr Vater Thutmosis I. gekrönt wurde. Nach der Krönung trägt sie die volle Titulatur eines Königs von Ober- und Unter-ägypten, mit Ausnahme des Titels „Starker Stier.“ Um sich für ihre Machtergreifung zu recht-fertigen, erklärt sie Amun zu ihrem leiblichen Vater und lässt die Bilder ihrer göttlichen Zeugung in die Wände ihres Tempels meißeln. In dessen Innerem findet sich ein großer Reliefzyklus, der ihre göttliche Herkunft und ihre Krönung als Königin darstellt. Mögli- cherweise war es üblich, dass ein Pharao sich auf diese Weise eine göttliche Abkunft zuschrieb. Vielleicht aber hat Hatschepsut auf dieser hohen Geburt auch deshalb bestanden, weil sie als Frau auf dem Thron eine zusätzliche Legitimation liefern musste. Sie hatte ja schon Ahmose vorzuweisen, eine hochkönigliche Mutter. Der Vater sollte dann gleich Thebens Schutzgott selbst sein, der die Gestalt Thumosis I. angenommen hatte. Und es gab das Orakel des Amun, in dem ihr die Herrscherwürde prophezeit worden war.
Aber selbst Pharao zu sein, scheint Hatschepsut nicht zu genügen. Schon als Kleinkind erklärt sie ihre Tochter Neferure zur "Gottesgemahlin des Amun". Dieses Priesteramt haben bis dahin nur Frauen ausgeübt, die bestimmt waren, die Gattin eines Pharao zu werden. Da Neferure nie mit Thutmosis III. vermählt wurde, nehmen einige Ägyptologen an, dass Hatschepsut vorhatte, ihre Tochter mit Hilfe dieses Titels als ihre Nachfolgerin zu etablieren. Damit hätte sie den rechtmäßigen Thronfolger Thutmosis III endgültig übergangen und von der Thronfolge ausgeschlossen. Ob diese These ernst zu nehmen ist, werden Wissenschaftler vermutlich nie abschließend klären können.
Die Tochter Thutmosis I. wusste um ihre Gegner und scharte mächtige Anhänger um sich, auch im Klerus. Und selbst nach ihrer Krönung ging sie vorsichtig vor, unablässig um Legitimation bemüht. An den wenigen heute noch existierenden Statuen und Bildnissen der Hatschepsut ist ihr Weg in einzigartiger Weise abzulesen. Als Pharao hatte Hatschepsut ihr Reich zu verwalten, wozu ihr im Alten Ägypten bereits ein großer und differenzierter Beamtenapparat zur Verfügung stand, der von ihr geleitet werden musste. Anzunehmen, dass sie die dafür nötigen Kenntnisse als Liebling und rechte Hand des Vaters, sowie als Mitherrscherin an der Seite ihres Bruder-Gatten längst erworben hatte.
Natürlich stand der Pharao auch an der Spitze des Militärs. Auch hier kannte Hatschepsut sich aus. Ein Beweis, dass sie persönlich an manchen Feldzügen teilgenommen hat, findet sich auf der Insel Sehel. Ein direkter Augenzeuge, der Schatzmeister Tij, berichtet, wie sie aktiv an einem Feldzug beteiligt war und als Kämpferin gegen die Nubier siegte. Bei den unterlegenen Häuptlingen griff sie ebenso hart durch, wie ein König es getan hätte, berichtet Tij.
Dennoch ist Hatschepsut keine kriegerische Pharaonin. Vielmehr beschert sie Ägypten eine lange Phase des Friedens. Die Grenzen des Reiches, die im Norden jenseits der Halbinsel Sinai verlaufen und im Süden tief in Nubien, sind sicher. Hatschepsut setzt vielmehr auf Wirtschaftspolitik und Reformen. Sie fördert Handwerk, Bergbau und Güteraustausch. Ihre weiten Reisen zum Zwecke des Warenaustausches sind legendär. So schickt sie eine Handelsmission in das 1000 km entfernte Punt, um Weihrauch, Elfenbein, Gold und Tierfelle zu erwerben. Seit Jahrhunderten hatte kein Pharao ein ähnlich kostspieliges und aufwändiges Unterfangen gewagt. Einzelheiten dieses großartigen und erfolgreichen Unternehmens sind an den Wänden ihres Totentempels in Deir el Bahari dargestellt. Es ist vermutlich die erste Beschreibung des afrikanischen Stammeslebens in der Weltgeschichte. Pharao Maat Kare, so ihr Thronname; weiht die mitgebrachten Schätze Amun, dem Gott des Staates als Geschenk und als Opfer. Die Botschaft dieser Szenen ist unmissverständlich: Unter Maat Kare blüht der Handel. Das Land ist reich. Der Segen der Götter ruht auf Ägypten. Nur ein reiches; gut regiertes Land kann sich eine so kostspielige Handelsreise leisten. Ein blühendes Land wie das Reich der Hatschepsut. Außerdem lässt sie in ganz Ägypten prächtige Bauten, Denkmäler, Grabstätten, Tempel und Stelen zu Ehren der Götter und des Herrscherhauses errichten. Der schönste Tempel Ägyptens und der größte Obelisk des Landes im Tempel von Karnak tragen ihren Namen. Einer dieser zu Stein gewordenen Sonnenstrahlen liegt noch im Granitbruch von Assuan, und auf dem Place de la Concorde in Paris steht ein weiterer ihrer Obelisken, die sie selbst für ihren Vater Amun, den Herrn von Theben in Karnak, errichten lässt.
Der damals ca. drei Millionen Menschen zählenden Bevölkerung geht es wirtschaftlich gut, es scheint reiche Ernten zu geben. Nichts deutet darauf hin, dass irgendjemand versucht hätte, aufzubegehren gegen den Pharao, der als Frau geboren war. Der Dienst an den Göttern zählte zu den wichtigsten Pflichten des Pharaos. Denn im Leben der Alten Ägypter war die Religion kein Bereich für sich, vielmehr durchwirkte sie den Alltag mit all seinen Verrichtungen und war stets gegenwärtig. Und Pharao war die Gebieterin aller Priester, die höchste Vertreterin der Götter auf Erden – ja, mehr noch - sie war selbst von göttlicher Natur. Hatschepsut hat also in allen Bereichen Erfolge vorzuweisen. Hatschepsuts Regierungszeit wird heute als blühende Epoche beurteilt, die zu den Glanzzeiten der ägyptischen Geschichte zählt. Noch im letzten Jahrhundert aber zeichneten männliche Archäologen kein sehr vorteilhaftes Bild von der Königin, die König war. Männer wollten nicht glauben, dass eine Frau wie Hatschepsut zu solchen Taten fähig war. Deshalb versuchten sie immer wieder, die Bedeutung der Königin herunterzuspielen. Sie selbst machte nie einen Hehl daraus, eine Frau zu sein. Sogar ihr Name zeigt dies: Hatschepsut bedeutet „Die Erste der vornehmen Frauen“.
Ihrem Neffen und Stiefsohn hinterlässt sie einen hervorragend geführten, perfekt organisierten Staat. Thutmosis III. übernimmt ein gut organisiertes Heer, eine funktionierende Verwaltung, eine Riege hochmotivierter Skulpteure und Baukünstler und hat beste Startbedingungen für seine Herrschaft.
Zudem konnte er sich während der Regierungszeit seiner Stiefmutter ganz der Armee und dem Reisen widmen und war so hervorragend auf die Thronfolge vorbereitet. Auch ihm dürften diese für sich sprechenden Fakten nicht entgangen sein. Überdies war Hatschepsuts Macht durch ihre hochkönigliche Herkunft, verschiedene loyale Minister und ihren Wesir so abgesichert, dass ein Machtkampf wohl kaum zum Vorteil des jungen Thronanwärters ausgefallen wäre. Einige Steinblöcke in der sog. roten Kapelle in Karnak deuten daraufhin, dass Hatschepsut und Thutmosis III. ein gutes Verhältnis hatten. Man sieht beide einträchtig nebeneinander als gemeinsame Herrscher.
Doch dann verschwindet Hatschepsut aus der Geschichte. Steinmetze arbeiten monatelang daran, ihre Statuen zu zerstören, ihren Namen aus ihren Kartuschen, ihre Reliefs aus den Wänden ihrer Bauten herauszumeißeln. Selbst auf den in Ägypten lückenlos geführten Königslisten verschwindet ihr Name: Auf Thutmosis II. folgt sogleich Thutmosis III. Durch Zufall sind einige Statuen erhalten geblieben. Sie ergeben einen sinnlichen Eindruck der Pharaonin, die offenbar sehr schön war. Auch ihre Mumie wurde nicht angetastet. Aber die rote Kapelle mit Reliefs der Krönung Hatschepsuts wird zerstört. Man entfernt Hatschepsuts Namen von allen Bauwerken und ersetzt ihn durch den ihres Vaters, ihres Mannes oder ihres Nachfolgers. Ägyptens Geschichte wird neu geschrieben. Hatschepsut soll nie existiert haben, Ägypten nie von einer Frau als König regiert worden sein.
Es lässt sich viel darüber spekulieren, warum Hatschepsut zur Unperson herabgewürdigt, ihr Dasein und ihre Leistung in den Orkus des Vergessens gerissen wurden. Nichts ist überliefert über einen Familienzwist oder Intrigen hinter den Mauern des Palastes. Eine Affekthandlung aus Wut ist aber eher unwahrscheinlich. Hätte sie doch keinen Aufschub geduldet. Die geschilderte Zerstörungsorgie fand erst viele Jahre nach Hatschepsuts Tod statt, als der neue Pharao bereits fest und sicher auf dem Thron saß. Manche Forscher datieren sie sogar auf eine noch jüngere Zeit. Dies spräche eher auf umsichtige, von langer Hand geplante Handlungen. Vielleicht gab es auch zwei Parteien und es dauerte so lange, bis eine sich durchsetzen konnte. Die ganze Wahrheit lässt sich mit heutigen Forschungsmethoden nicht herausfinden. Vielleicht konnte man, einmal Pharao geworden, auch nicht zurücktreten, zumal wenn man ein Gott war. In den ägyptischen Hieroglyphen gibt es auch kein Wort für Königin. Allenfalls die Vokabel königliche Hauptgemahlin gab es.
Nur so viel ist den Ägyptologen klar: Darstellungen und Hieroglyphen hatten im Alten Ägypten eine magische Kraft. Und die Menschen glaubten, ein Ereignis dadurch ungeschehen zu machen, dass sie jedes Bild und jedes Zeichen tilgten, das von ihm berichtete. Deshalb nimmt man heute an, dass nur die göttliche Ordnung wieder hergestellt werden sollte. Vielleicht sollte durch die Zerstörungen die Kontinuität der männlichen Erbfolge der Pharaonen in der offiziellen ägyptischen Geschichtsschreibung gewahrt bleiben. Denn ein König konnte vieles sein: Krieger, Bauherr, Diplomat oder Verwalter, doch es konnte nicht recht sein, wenn der Pharao eine Frau war.